04.11.2025

Auf Kurs: Automatisierung mit KI weiterdenken

Erschienen in: Open Automation 06/2025, VDE Verlag, www.vde-verlag.de

Trotz konjunkturellem Wellengang steuert Beckhoff Automation mit einer klaren Innovationsagenda, neuen Investitionen und stabilen Preisen in die Zukunft. Auf der SPS-Messe werden unter anderem Themen wie TwinCAT PLC++, eine neue Multitouch-Panel-Serie, Industrie-PCs mit neuen Prozessoren, neue EtherCAT-Klemmen und -ASICs sowie vor allem die KI-Integration in den Fokus gerückt. Ronald Heinze, Chefredakteur der Open Automation sprach mit dem geschäftsführenden Inhaber Hans Beckhoff sowie mit Frederike Beckhoff (Corporate Development) und Johannes Beckhoff (Product Management) über die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung und technische Innovationen.

Hans Beckhoff (r.) kann sich mit seinen Kindern Frederike (Mitte) und Johannes Beckhoff (l.) auf eine erfolgreiche Weiterführung von Beckhoff Automation als familiengeführtes Unternehmen freuen.
Hans Beckhoff (r.) kann sich mit seinen Kindern Frederike (Mitte) und Johannes Beckhoff (l.) auf eine erfolgreiche Weiterführung von Beckhoff Automation als familiengeführtes Unternehmen freuen.

Die Konjunktur 2025 ist für viele Unternehmen ein Wechselbad. Beckhoff Automation kann von positiven Zahlen berichten. „Unser Umsatz liegt im Vergleich zum sehr schwachen Vorjahr im Plus“, freut sich Frederike Beckhoff. „Wir erwarten am Jahresende ein Wachstum zwischen 7 % und 10 %.“ Sie setzt fort: „Die Lagerthematik ist weitgehend ausgeräumt; es bleibt aber die konjunkturelle Krise.“

Zur Erinnerung: 2023 war ein Ausnahmejahr, getrieben von Sondereffekten wie massiven Lageraufbauten in der Industrie. „Das spiegelte nicht die reale Marktkapazität wider“, betont Frederike Beckhoff. „Die Kunden haben gehortet, weil Teile knapp waren. 2024 mussten wir dann -33 % Rückgang im Vergleich zu 2023 vermelden. 2025 ist wieder gesünder, auch wenn die Bäume nicht in den Himmel wachsen“, ergänzt Hans Beckhoff. Er weist darauf hin, dass auch das bisherige Jahr 2025 schwankend war. Nach einem akzeptablen Jahresanfang folgte ein gutes zweites und ein nicht so erfreuliches drittes Quartal. Eine Prognose für 2026 fällt schwer. Hans Beckhoff ist optimistisch und hofft auf eine ähnliche Entwicklung wie in diesem Jahr.

Preisstabilität als Prinzip

In Zeiten, in denen Inflationsmeldungen Schlagzeilen machen, wirkt Hans Beckhoffs Haltung fast trotzig. „Seit Gründung des Unternehmens haben wir nur wenige Male die Preise erhöht“, sagt der Firmenchef. „Wir stehen für Preisstabilität. Unser Prinzip lautet: Wir wachsen über Produktivität und Skaleneffekte – nicht über den Preis.“ Auch 2025 bleibt es dabei: Keine Preiserhöhung in den europäischen Kernmärkten für die Kunden des Unternehmens. Nur in wenigen Exportmärkten, etwa den USA, spielen Zollaufschläge hinein.

Doch woher kommt der nächste Wachstumsschub? „Wir verzeichnen eine erstaunlich gleichmäßig verlaufende wirtschaftliche Entwicklung in der ganzen Welt“, berichtet Frederike Beckhoff. „Es gibt keine boomende Region. Oder Länder mit einem besonderen Schub.“ Eine Ausnahme bilden kleinere Länder. „Und Italien hat sich gut entwickelt“, ergänzt Hans Beckhoff. „Der italienische Maschinenbau ist 2025 auffallend stark. Das hat uns positiv überrascht.“

Hans Beckhoff, Gründer, Geschäftsführer und Gesellschafter: „Seit 2020 haben wir rund 40 % Wachstum. Damit sind wir zufrieden.“
Hans Beckhoff, Gründer, Geschäftsführer und Gesellschafter: „Seit 2020 haben wir rund 40 % Wachstum. Damit sind wir zufrieden.“

Das Erfolgsmodell von Beckhoff bleibt aber die Breite: „Wir gewinnen neue Kunden mit spannenden Projekten“ so Frederike Beckhoff. „Außerdem bestellen unsere Stammkunden nach der Lagerbereinigung wieder.“ Hans Beckhoff formuliert es so: „Lieber solide in vielen Märkten als einseitig abhängig.“

Auch über das Produktportfolio hinweg ist die Umsatzentwicklung gleichmäßig verteilt. „Das ist darin begründet, dass etwa 70 % unserer Kunden auf komplette Systeme von uns setzen“, so Hans Beckhoff. Zusätzlich zur Produktfokussierung sind laut dem Geschäftsführer Branchenlösungen sehr wichtig. Diese werden konsequent weiter ausgebaut. Hier hebt er die Automobilindustrie hervor. „Beides sind erfolgsversprechende Wege, die Kunden zu unterstützen.“

Investitionen: Stillstand ist Fremdwort

Stillstand ist in Verl ein Fremdwort. „Wir investieren wie immer“, sagt Hans Beckhoff. „Das ist Teil unserer DNA.“ Die Expansionsprojekte sind in 2025 fortgesetzt worden. Aktuell bedeutet das laut Frederike Beckhoff: „Für die Niederlassung Österreich wird der Neubau fertiggestellt und in der ersten Jahreshälfte 2026 bezogen. Der Gebäudekomplex am Standort Rheda in Ostwestfalen mit 67.000 m2 Fläche wird Ende 2025 fertiggestellt und dann mit den Innenausbauten versehen. Damit schaffen wir die Basis für weitere Expansion“, erklärt Frederike Beckhoff. Für das Tochterunternehmen Schirmer Maschinen in Verl wird nächstes Jahr der Neubau mit 20.000 m2 Produktions- und Bürofläche begonnen. Weiterhin geht Anfang nächsten Jahres die Produktion der ATRO-Roboter und des MX-Systems in den Hochlauf.

Parallel expandiert der Vertrieb weiter, denn: „etwa 2.000 unserer weltweit 5.300 Mitarbeiter arbeiten im Vertrieb oder vertriebsnah. Der persönliche Kontakt zum Kunden bleibt ein Schlüssel“, fügt Frederike Beckhoff an. „Daher werden jedes Jahr sowohl der geografische, der Produkt- als auch der Branchenvertrieb weiter ausgebaut.“

Software: Speed matters – TwinCAT PLC++ als Gamechanger

Beckhoff wäre nicht Beckhoff, wenn nicht wieder an der Taktfrequenz gedreht würde. „Speed matters – das war schon immer unser Motto“, sagt Johannes Beckhoff. „Mit TwinCAT PLC++ wurde es konkret und die Effizienzsteigerung, die wir vorausgesagt haben, ist eingetreten. Wir sehen, dass wir bei vielen Projekten um den Faktor 1,5 schneller werden; in Projekten mit hohem Optimierungsgrad sogar bis Faktor 2,5 in der Ausführungszeit.“

Frederike Beckhoff, Corporate Development: „Unser Auftragseingang liegt ganz eindeutig im Plus zum Vorjahr und auch beim Umsatz haben wir sieben bis zehn Prozent Plus.“
Frederike Beckhoff, Corporate Development: „Unser Auftragseingang liegt ganz eindeutig im Plus zum Vorjahr und auch beim Umsatz haben wir sieben bis zehn Prozent Plus.“

Mit schnelleren Steuerungen steigt auch die Ausbringung von Maschinen. Hans Beckhoff erklärt den Mechanismus: „Jede Verkürzung des Steuerungszyklus bedeutet, dass die Maschine weniger Zeit auf die Reaktion der Steuerung wartet. Aus Sekundenbruchteilen werden Prozentpunkte in der Effizienz der Maschine. Und das summiert sich. Auch 2 % Geschwindigkeitsgewinn können ökonomisch und auch ökologisch schon große Wirkung zeigen.“ Johannes Beckhoff ergänzt: „Außerdem sind komplett neue Maschinenkonzepte denkbar.“

Auch beim Engineering bringt TwinCAT PLC++ Vorteile: schnellere Compile-Zeiten, kürzere Online-Changes, reduzierte Stillstände. „Effizienz heißt nicht nur schneller produzieren, sondern auch schneller in Betrieb nehmen“, betont Johannes Beckhoff. Ebenso werden Diagnosen besser – auch ein wirksamer Teil der Overall Equipment Effectiveness (OEE).

Wichtig ist auch der Aspekt, dass TwinCAT PLC++ sehr nah an der Norm IEC 61131-3 entwickelt wurde. Diese hohe Kompatibilität und die Nutzung von Hochsprachen wie C++ führen dazu, dass eine breite Community von Programmierern und Anwendern im engen Austausch steht.

KI für alle: Machine Learning Creator

Während in vielen Betrieben die KI noch im Elfenbeinturm steckt, will Beckhoff sie in den Maschinenraum bringen. Ein Werkzeug dafür: der TwinCAT Machine Learning Creator. „Damit trainiert der SPS-Programmierer ein neuronales Netz, ohne KI-Spezialist zu sein“, sagt Johannes Beckhoff. „Er lädt einfach einen aufgezeichneten und klassifizierten Datensatz in unsere Software TwinCAT Machine Learning Creator, dann startet automatisiert das Training – fertig ist das neuronale Netz.“

Gestartet wurde mit Bildanalysen. Auf der SPS wird gezeigt, dass auch Signale und Zeitreihen analysiert werden: Vibrationen an einer Frässpindel, Druckkurven, Prozesssignale. Johannes Beckhoff: „So lassen sich Gut-Schlecht-Beurteilungen von Prozessen sowie Predictive Maintenance realisieren.“

KI-Agenten erleichtern das Engineering

TwinCAT CoAgent stellt verschiedene Agenten zur Verfügung, die das sogenannte Model Context Protocol (MCP) nutzen. MCP wurde speziell für Large Language Models (LLMs) erschaffen und ermöglicht diesen Zugriff auf externe Tools und Datenquellen, was sie effektiver macht. Dieses Protokoll kommt laut Johannes Beckhoff „in der üblichen Large-Language-Model-Welt, also der ChatGPT-Welt, relativ oft zum Vorschein: Es handelt sich hierbei quasi um ein standardisiertes Interface, welches beschreibt, wie ein Large Language Model deterministisch auf Funktionen eines Agenten zugreifen kann.“ MCP wurde in TwinCAT CoAgent implementiert.

„Alles, was wir in TwinCAT entwickeln werden, sei es HMI, PLC, Analytics, spezielle Messtechnikfunktion oder auch XPlanar, XTS oder Motion, wird mit einem MCP-Interface als Zugang zur Kopplung von LLMs versehen.“ Der Nutzer kann dann interagieren mit Fragen wie: Kannst du mir einen bestimmten Code kreieren? Oder: Kannst du mir einen Alarm setzen? Johannes Beckhoff: „Das Large Language Model kann über dieses MCP-Interface genau auf diese Funktion des jeweiligen Automatisierungsbausteins zugreifen.“ Hans Beckhoff illustriert es gewohnt bildhaft: „Früher saß ein Mensch vor der Maschine und zog Hebel. In Zukunft sitzt ein kleines Männchen darin – ein LLM – das zuhört, versteht und handelt.“

Johannes Beckhoff, Product Management: „Der KI-Hype ist berechtigt; LLMs werden das Engineering, die Inbetriebnahme und den Betrieb von Maschinen tiefgreifend verändern.“
Johannes Beckhoff, Product Management: „Der KI-Hype ist berechtigt; LLMs werden das Engineering, die Inbetriebnahme und den Betrieb von Maschinen tiefgreifend verändern.“

Auf der Messe K wurde das teilweise schon demonstriert: Eine Kunststoffblasmaschine verfügt über den Industrie-PC C6043 mit NVIDIA®-GPU: Dieser steuert nicht nur die Maschine, sondern chattet und bringt künstliche Intelligenz zum Einsatz. „Wir integrieren agentisches Wissen überall in unser TwinCAT“, fasst Johannes Beckhoff zusammen. Zukünftig sind auch komplexe Abfragen als Spracheingabe direkt an der Maschine möglich. Damit kann die Maschine sicher überwacht und auch ein Fehler diagnostiziert werden.

Auf der SPS-Messe werden noch viele weitere Softwarethemen in den Fokus gerückt, zum Beispiel containerbasierte bzw. virtuelle Steuerungen, verbesserte Motion- und Vision-Algorithmen.

Hardware-Offensive: Neue Panel-PCs, neue Prozessoren

„Neu vorgestellt auf der SPS werden die Panel-PC-Baureihen CP4xxx und CP5xxx der Next-Multitouch-Panel-Generation, die dritte Generation seit 1998 in Bezug auf die Geräteausführung“, verrät Johannes Beckhoff. Der Fokus liegt dabei auf kostenoptimierten Lösungen, einem ansprechenden Design sowie einer breiten Palette an Formaten. Wichtige Eigenschaften der Panel-PCs sind die EtherCAT-basierte Echtzeitkommunikation, die vollständige Integration in TwinCAT, hochwertige Displays mit Multifinger-Touchfunktion, ein reduzierter Stromverbrauch insbesondere mit eingesetzten Arm®-Prozessoren und langzeitverfügbare Industriekomponenten. „Das Display ist das Gesicht der Maschine – und kombiniert beides: Eleganz und Maschinentauglichkeit“, sagt Hans Beckhoff.

Um die Next-Multitouch-Panel-PCs zukunftssicher zu positionieren, wurde das Elektronikkonzept überarbeitet sowie mechanische und elektronische Schnittstellen vereinheitlicht. Die robusten Geräte, die komplett aus eigener Fertigung in Deutschland stammen, stehen als IP20-Einbauvarianten sowie in IP65 für die Tragarmmontage zur Verfügung. Erstmalig wird eine neue Arm®-Multicore-CPU angeboten, die insbesondere für preissensitive Visualisierungsaufgaben in Frage kommt. Wenn die Panel-PCs zusätzlich mit der Automatisierungssoftware TwinCAT ausgestattet werden, können Anzeige und Steuerung auf dem gleichen Gerät laufen. Dies ermöglicht laut Hans Beckhoff „einen guten und sehr kostengünstigen Einstieg in die Beckhoff Steuerungstechnik.“ Die Panel-PCs bieten dabei nicht nur klassische Vorteile wie reduzierten Platzbedarf oder weniger Verkabelungs- und Wartungsaufwand. Im Sinne smarter Gateways sind sie darauf ausgelegt, Maschinendaten zu erfassen, vorzuverarbeiten und an übergeordnete Systeme weiterzuleiten.

Was gibt es Neues aus der Prozessorwelt? „Bei Beckhoff haben wir immer drei bis vier Prozessorklassen, mit denen wir unsere Geräte ausstatten. Wir starten für unsere Kleinsteuerungen mit Arm®-Prozessoren. Für die Embedded-PCs der Serien CX82xx und CX92xx kommen dann zum Beispiel leistungsstärkere CPUs Arm® Cortex® zum Einsatz“, erläutert Hans Beckhoff. Damit können schon kleinere Motion-Anwendungen gesteuert werden.

TwinCAT PLC++ bietet als neue Generation SPS-Technologie einen Performancesprung bei Engineering und Runtime.
TwinCAT PLC++ bietet als neue Generation SPS-Technologie einen Performancesprung bei Engineering und Runtime.

Als nächstes startet die x86-CPU-Familie für leistungsfähigere Industrie-PCs. Hier kommen neue Prozessorlinien zum Einsatz: „Wir nutzen Intel® Amston Lake mit bis zu acht Kernen für die kompakten Steuerungen und Intel® Bartlett Lake für die Hochleistungssysteme. Das deckt eine enorme Bandbreite ab“, so Johannes Beckhoff. Die neuen Prozessoren werden in diesem Jahr und in 2026 eindesignt.

„Unsere Steuerungen sind mit Windows und Linux® als Betriebssystem als Standard verfügbar“, ergänzt Johannes Beckhoff. „Viele Kunden fordern das. Linux® wird breit angenommen“, bestätigt Hans Beckhoff.

I/O und EtherCAT: Standard trifft Upgrade

EtherCAT gehört seit 2003 zur Beckhoff Erfolgsgeschichte und hat sich zum weltweiten Standard für die industrielle Kommunikation entwickelt. „Wir releasen nun Ende des Jahres mit dem ET1150 einen neuen ASIC mit mehr Speicher und höherer Performance“, weiß Johannes Beckhoff. Der Energieverbrauch ist sogar viermal geringer als beim ET1100. Der neue Chip ist pinkompatibel zum Vorgänger, der weiterhin verfügbar bleibt. „Das ist eine gute Nachricht für Gerätebauer, die mit einem ordentlichen Performance-Schub rechnen können“, hebt Hans Beckhoff hervor.

Das nächste Highlight betrifft den VHDL-basierten EtherCAT-IP-Core. Auch hier steht nun eine neue leistungsfähige Version zur Verfügung, die eine Implementation der EtherCAT-Funktionalität in verschiedene FPGA und ebenso die Integration von EtherCAT in spezifische Halbleiter-Chips ermöglicht. Die Eigenschaften sind ähnlich positiv wie beim neuen ASIC“, schließt Hans Beckhoff an.

Auch bei den EtherCAT-Klemmen gibt es Neuheiten: „Wir präsentieren die ED-Serie der EtherCAT-Klemmen im neuen Gehäuse“, so der Geschäftsführer. Sie zeichnet sich durch Push-in-Anschlusstechnik für eine einfachere Verdrahtung, verbesserte thermische Eigenschaften und neue Elektronik aus. „Und selbstverständlich ist die neue Serie kompatibel zu den bisherigen EL-Klemmen.“

Hans Beckhoff versichert: „Unsere ersten Klemmen aus 2003 zur Markteinführung von EtherCAT liefern wir auch heute noch als Standardklemmen. Selbst unsere K-Busklemmen von 1995 sind weiter lieferbar. Unsere neuen ED-Klemmen ergänzen unser vorhandenes Portfolio. Wir setzen auf erfolgreiche Kontinuität.“

Mit TwinCAT CoAgent und TwinCAT Machine Learning Creator können Prozess- und Automatisierungsexperten KI-Technologien direkt für ihre Anwendungen einsetzen.
Mit TwinCAT CoAgent und TwinCAT Machine Learning Creator können Prozess- und Automatisierungsexperten KI-Technologien direkt für ihre Anwendungen einsetzen.

Motion: Economy und intelligentes Handling

Im Bereich Motion herrschte in 2024 und 2025 weiter Hochbetrieb: So wurden im letzten Jahr die Economy Drives für kostensensitive Anwendungen vorgestellt, die dritte grundlegende Antriebsserie im 300-V- und 600-V-Bereich. Die Servoantriebe AX1000 und die Frequenzumrichter AF1000 haben den gleichen Formfaktor. Beide Antriebe stoßen laut Hans Beckhoff „mit ihrer sehr guten Performance und einem attraktiven Preis auf Begeisterung bei den Kunden“. Er fasst zusammen: „Das Bessere ist der Feind des Guten. Wir entwickeln weiter – auch wenn es mal die eigenen Produkte kannibalisiert.“

Beim Produkttransportsystem XTS sind vor allem das Motormodul EcoLine, welches zu 45 % Kostenersparnis pro Meter führt, und die Edelstahlvarianten für Anwendungen im hygienischen Bereich zu nennen. Für XTS Hygienic gibt es Kurvenmodule für größere Radien mit 22,5°. Bei Planarmotorantriebssystem XPlanar stehen größere Kacheln zur Verfügung. „Außerdem können sich die Mover mit neuem Software-Update um 360° drehen – überall auf der Fläche, auch während der Transport-Bewegung“, so Johannes Beckhoff. „Das ist fast kirmestauglich“, lacht er.

Die Langzeittests für den modularen Industrieroboter-Baukasten ATRO kommen jetzt zum Ende. Das Design wurde laut Hans Beckhoff nochmals leicht angepasst. Das System steht damit kurz vor der Serienreife. Vorserien werden im zweiten Quartal des nächsten Jahres erwartet und die Serienproduktion startet Ende 2026.

MX-System: schaltschranklose Automatisierung in Serienlieferung

Beckhoff hat mit der Serienlieferung des MX-Systems begonnen. Die ersten Maschinen, die vollständig mit dieser modularen Lösung ausgestattet wurden, sind bereits erfolgreich im Einsatz. Damit ist der Startschuss für eine neue Generation der Automatisierung gefallen – ohne klassische Schaltschränke, aber mit maximaler Effizienz, Flexibilität und Zukunftssicherheit. Das MX-System vereint hierzu sämtliche Automatisierungsfunktionen in einem steckbaren, robusten Systemaufbau und bietet Maschinenbauern wie Endanwendern umfassende Vorteile über den gesamten Lebenszyklus der Maschine hinweg.

Das MX-System steht für einen Paradigmenwechsel in der Automatisierungstechnik. Es ersetzt nicht nur den Schaltschrank, es definiert ihn neu. Die Kombination aus modularer Hardware, standardisierten Schnittstellen und integrierter Intelligenz schafft die Grundlage für zukunftssichere, flexible Maschinenkonzepte. Die Technologie eignet sich für ein breites Spektrum von der Verpackungstechnik über die Gebäudefertigung bis hin zur Lebensmittel- und Automobilindustrie. Beckhoff begleitet seine Kunden umfassend, von der Projektierung über Schulungen bis zur Serienintegration. Bei Bedarf zeigen die Beckhoff Spezialisten auch für individuelle Kundenanwendungen auf, wie das MX-System zur optimalen Lösung der jeweiligen Automatisierungsaufgabe werden kann.

Mit Rückenwind in die Zukunft

Maschinenverordnung, Cyber Resilience Act, NIS-2 – für viele Unternehmen Schreckgespenster. Hans Beckhoff bleibt pragmatisch: „Das sind verbindliche Regelwerke mit sinnvollen Aspekten. Wir arbeiten an den erforderlichen Zertifizierungen und sind im engen Austausch mit Kunden. Wichtig ist, dass Europa dadurch gestärkt wird – nicht geschwächt.“ Dass Beckhoff Automation rechtzeitig liefern wird, ist für ihn selbstverständlich: „Unsere Kunden sollen sich auf uns verlassen können.“

Zum Schluss die Gretchenfrage: Welche Stellschraube hat aktuell den größten Kundennutzen? Hans Beckhoff wählt das MX-System: „Es betrifft alle, die Schaltschränke bauen und nutzen. Ein tiefer Eingriff in die Automatisierungspraxis – hier und jetzt.“

Johannes Beckhoff hingegen setzt auf KI: „Der Hype ist berechtigt. LLMs werden das Engineering, die Inbetriebnahme und den Betrieb von Maschinen tiefgreifend verändern. Wir müssen hier vorne mit dabei sein.“ Damit treibt der Sohn die Software-Zukunft.

Was erwarten die Beckhoffs von der SPS 2025? Hans Beckhoff antwortet mit einem Lächeln: „Gute Geschäfte, gute Gespräche – und vor allem auch eine gute Party.“ In Verl bleibt man sich treu: bodenständig, innovativ, charmant. Ein Familienunternehmen, das zwischen MX-System und KI die Zukunft der Automatisierung weiterdenkt. Zusammen mit den weltweit rund 5.300 Mitarbeitern halten Hans, Frederike und Johannes Beckhoff das Familienunternehmen auf Kurs. Zwischen stabilen Preisen, mutigen Investitionen und visionären Technologien segelt das Familienunternehmen auch 2026 mit Rückenwind in die Zukunft.